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1. Bd. 6 - S. 56

1846 - Braunschweig : Westermann
56 Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen. meist unwilliger Beistand, die Krcuzbullen des Papstes, so wie die Reichsedikte verschafften; die alle hielten nicht die Streiche, ja kaum den Anblick des be- geisterten Feindes aus. Von Böhmen, Mähren und Schlesien, woraus Sigismund bebend wich, ergossen sich jezt die Hussiten, zur fürchterlichen Widervergeltung, über das teutsche Land. Leichenhügel, Brandstätten bezeichneten ihren Weg. Vor Ziska gingen die Schrecken Gottes einher.' Noch als blind schlug er die Feinde, und als er starb (1424), erzitterten sie noch vor dem Klange seiner Haut, die über eine Trommel gespannt worden. Nach ihm wurden die beiden Prokopier — wovon man Einen den Geschorenen (weil er ein Mönch gewesen) und den Anderen den Kleinen hieß — durch Sieg berühmt, durch Grausamkeit furchtbar. Der Lezte war das Haupt der Tab o riten (also nannte sich jezt eine der Parteien, in welche die Hussiten zerfallen waren). Ein neuer Angriff eines großen teutschen Heeres wurde zurückgeschlagen, dann mit rächendem Schwerte Sachsen, Franken, Baiern heimgesucht. Berlin, Magdeburg, Regensburg erblickten die Fahnen der klnbezwinglichen; mit 3000 Wagen voll Raubes kehrte Prokopius, der Verwüster von hundert Städten und vierzchnhundert Dörfern, nach Böhmen zurück. Auf einem Reichstage in Nürnberg (1431) beschlossen die Fürsten noch einen allgemeinen Heerzug. Es sammelten sich unter Fried rieh's von Brandenburg Anführung wohl hunderttausend Streiter. Herzog Al- brecht von Oestreich, des Königs Eidam, die Herzoge von Baiern, viele Fürsten und Herren, wohlgerüstet, standen dabei. Man drang bis Tauß im Pilnizer-Kreis. Da vernahm man die Annäherung des Gc- waltshaufens der Hussiten. Sofort, von panischem Schrecken ergriffen, rann- te» die Schaarcn auseinander, alles Gepäck und Heergcräth zurücklassend, Häupter und Kricgsknechte Jeder der Heimath zueilend. Ueber die Flücht- linge stürzten die Hussiten mit Siegesgeschrci und erschlugen ihrer cilstausend. Indessen hatte ein neues Concil zu Basel sich versammelt. Die Väter zeigten versöhnliche Gesinnung. Auch die Hussiten waren des Krieges müde. Da wurden Unterhandlungen gepflogen, zuerst in Base! selbst, wo Prokopius der Geschorene vor den versammelten Prälaten er- schien und kühne Worte sprach; dann in Böhmen, wohin ihm die Abge- ordneten des Conciliums folgten. Die einheimische Spaltung der Hussiten

2. Bd. 6 - S. 157

1846 - Braunschweig : Westermann
157 Mongolen. -er Wolga, dcs Tanais, die euxiirischen Gestade hallten wieder vom Siegesgeschrei der timur'schen Horden. Die glorreichste Eroberung aber war das reiche Hindostan. Ueber die hoben Grcnzgebirge stieg Timur kühn herab in die nordindischen Länder, folgte dann, sich östlich wendend, der Bahn des großen Alexander, aber drang weiter, als der makedonische Held, über den Hyphasis in des Ganges Gebiet, eroberte das starke Delhi (1398) und kehrte schwer von Raub nach seiner Heimath zurück. Hier empfing er die Abgeordneten der Völker und ihrer Häupter, welche da huldigend, Geschenke bringend, um Gnade bittend vor seinem Throne sich drängten. Unter denselben waren mehrere Fürsten Anatoliens, welche Bajazeth, der osmanische Sultan, ans ihren Staaten vertrieben hatte. Sie flehten um Hilft wider den Furchtbaren. Gesandte des griechischen Kaisers und anderer christlichen Fürsten flehten um seinen Beistand wieder denselben Feind. Also zog Timur nach Westen mit ungeheurer Macht (s. oben S. 146 ff.), zertrat zum Vorspiele des großen Krieges die rebellischen Georgier, dann die Völker Syriens, verbrannte Haleb und das reiche Damaskus, zu deren Hilft vergebens die Mamluken Aegyptens herbeigekommen, und errichtete über den Brandtrümmcrn gräßliche Siegesdenkmale, hohe Thürme von Menschenschädeln. Endlich, nach zweijähriger Unterhandlung mit dem Sultan, worin der Stolz nicht minder als die gegenseitige Scheu der zwei Gewaltigen sich offenbarte, führten beide ihre zahllosen Streiter in den vcr- hängnißvollcn Kampf. Wir haben die Schlacht von Ancyra (28. Juni 1402), Bajazeth's Niederlage, Gefangenschaft und Tod schon oben (S. 146) erzählt. Europa und Afrika zitterten bei solcher Botschaft. Aber die türki- schen und mamlukischen Sultane, so wie der griechische Kaiser, be- schworen durch Bitten und Tribut das drohende Gewitter, und Timur wandte langsam seine Schritte nach Samarkand (1404), allwo er seine Siege durch prachtvolle Triumphe feierte. Doch nur wenige Monden ruhte der gleich un- ersättliche als unermüdliche Eroberer. Gegen Sina hatte er schon, von Syrien aus, den verlangenden Blick gerichtet. Dort war ihm von einheimi- schen Zerrüttungen jenes Reiches die Kunde geworden, und er hatte darauf die Hoffnung zur Wiederherstellung der allda seit 1368 gestürzten mongolischen Herrschaft gebaut. Unermeßliche Zurüstungen wurden gemacht, ungeheure Streitkräfte gesammelt, und noch im Winter eilte Timur über das Eis der

3. Bd. 7 - S. 188

1846 - Braunschweig : Westermann
188 Fünftes Kap. Die Zeiten Philipp's Ii. u. Iii. land, freute sich des Ausstandes der Niederlande, und begünstigte dessen Fortgang durch geheime, bald auch durch öffentliche Nnterstüzung. Die ganze Richtung ihres politischen Systems war gegen Spanien. Gegenseitige Feind- seligkeiten vermehrten die Erbitterung. Die Engländer sielen dem spanischen Handel und den spanischen Besizungen in Amerika durch kühne Unterneh- mungen schwer. Ja, sie sprachen selbst dem Mutterlande Hohn, und ver- brannten im Hafen von Cadix eine ganze Flotte. Dagegen hatte die un- glückliche Königin Maria von Schottland Philipp ihren Anspruch auf England abgetreten, und der Papst ihn zum Vollstrecker des Bannes ernannt. Philipp erhob sich mit seiner ganzen Macht. Ein großer Schlag, so hoffte er, sollte England und Holland zugleich zu seinen Füßen werfen. Eine Flotte, wie früher noch niemals das Meer getragen, wurde ausgerüstet — die „unüberwindliche Armada" nannte sie der vermessene Stolz —; sie bestand aus 160 Schiffen (worunter 100 Gallionen von der ersten Größe), bcsezt mit 2630 metallenen Kanonen, und trug über 30,000 Streiter. An- dere 30,000 sollte der Herzog von Parma von den Niederlanden aus in flachen Böten nach England übersczen, ein Feldzug sollte die Eroberung vollenden. Aber die große Flotte (wie in unsern Tagen das große Heer) wurde zernichtet durch den Willen des Herrn. Stürme mißhandelten sie für und für', und in den Tagen der Schlacht siegte die Begeisterung der engli- schen und holländischen Helden über den spanischen Stolz. Mehr als die Hälfte der großen, unbchilflichen spanischen Schiffe wurde genommen oder zerstört durch die zwar kleineren, aber desto lenksameren Schiffe ihrer Geg- ner; und nach einer kläglichen Flucht um die schottischen und irländischen Küsten gelangten die traurigen Trümmer einer Armada, zu deren Ausrüstung drei Jahre lang die Kräfte des Reiches waren angestrengt worden, an die heimathlichen Küsten zurück (1389). Philipp, als ihm der Großadmiral, der Herzog von Medina Sidonia, gebeugt den schweren Unfall verkündete, gab diesmal einen Blick von Seelengröße. „Ich habe euch ausgesandt", also sprach er mit ruhiger Hoheit, „gegen meine Feinde, nicht aber gegen Wind und Wellen zu kämpfen — der Name des Herrn sey gelobt!" Die Besieger der Armada, Effingham, Drake, Hawkin und For- bisher, benüzten die errungene Ucberlegcnheit zu weiteren Demüthigungen des Feindes. Die Holländer theilten mit ihnen Gefahr und Ruhm. Aber- mals ward Cadix angegriffen und mit Sturm erobert. Die Spanier Selbst

4. Bd. 7 - S. 149

1846 - Braunschweig : Westermann
Viertes Kap. Die Zeiten Karl's V. 449 kam das Ungewitter, zertrümmerte die Flotte, und gab das zagende Heer den Streichen eines erbitterten Feindes preis. Mit Hinterlassung vielen Gutes und Kriegsgeräthcs zogen die gelichteten Schlachtreihen von den Thoren Al- giers, das ihren Unfall gesehen, vier Tagrciscn weit, unter tausendfältiger Mühe und Noth, bis zum Kap Mctafuz, allwo die dem Sturme entronnenen Schiffe ihrer harrten, und die Wiedcrcinschiffung der elenden Heeresreste stattfand. Iezt endlich, glaubte Franz, sey der Augenblick gekommen zur Nieder- werfung seines Feindes. Einen Vorwand gab die Ermordung zweier franzö- sischer Gesandten an die Pforte, verübt bei ihrer Durchreise durch's Mailän- dische, auf Befehl des kaiserlichen Statthalters. Mit größtem Eifer betrieb Franz seine Rüstungen, schloß mit Dänemark und Schweden, schloß mit dem Sultan Soli man Bündniß, und trat mit fünf Heeren an fünf ver- schiedenen Grenzen, gegen Spanien, Luxemburg, Brabant, Flan- dern und Mailand, wider Karl in's Feld (1842). Er erröthete nicht, die türkische Hilfsflotte in den Hafen von Marseille aufzunehmen und die französische Flagge neben jener des Seeräubers Barbarossa in der Schlacht- reihe gegen die kaiserlichen und päpstlichen Flotten wehen zu lassen. Doch alles Dieses half wenig. Andreas Doria blieb Meister zur See, und die fünf Armeen des Königs, troz des anfänglichen Erfolges und troz zumal des glänzenden Sieges bei Ccrisolcs, scheiterten an der Stand- haftigkeit, Klugheit und dem Glücke Karls und seiner Feldherren. Dagegen erneuerte jezt der Kaiser den alten Bund mit dem englischen Heinrich, der eben damals Franz grollte, und brach, nach klug entworfenem Plane, das Herz Frankreichs und die Hauptstadt bedrohend, in die Champagne, während Heinrich durch die Picardie vordrang, um in Paris sich mit Karl zu vereinigen. Zn allem Dem gesellten sich noch schlimme Weiberränke, womit des Königs und des Dauphins Maitrcssen (die Herzogin von Estampes und die schöne Diana von Poitiers) den Hof und das Reich verwirrten. Aus so großer Gefahr wurde Franz nicht durch seine Heere errettet, sondern durch die Uneinigkeit seiner Feinde, von welchen jeder nur die eigenen, nicht die gemeinschaftlichen Interessen verfolgte, dann durch die raschen Fortschritte So lim an's in Ungarn und endlich durch die zur Vertheidigung des eige- nen Heerdes sich freudig erhebende Nationalkraft der Franzosen. Kein Fußbreit Landes ward gewonnen ohne schweren Kampf; eine kleine Stadt,

5. Bd. 7 - S. 171

1846 - Braunschweig : Westermann
Fünftes Kap. Die Zeiten Philipp's Ii. u. Iii. 171 Rache genommen. Aus den Balken der kurz zuvor erbauten protestantischen Kirchen, die man jczt wieder zerstörte, wurden Galgen für ihre unglücklichen Diener errichtet. Allenthalben waren die Henker voll Arbeit. In jeder Stadt mochte man die Opfer nach Hunderten zählen. Und zu allem Dem kam noch die Schreckensbotschaft, daß Herzog Alba heranziehe mit einer spanischen Hceresmacht, um die Rebellen zu züchtigen. Auf diese Nachricht verließen Hunderttausende das Land; die Meisten nackt; vom Schrecken plözlich fortgetrieben, Wenige mit spärlichen Trümmern ihrer Habe. Schon früher hatten Oranten, Brcderode, Hogstraten, Kuilcnburg und andere der meist bedrohten Häupter sich nach Teutschland geflüchtet und viele Freunde, Anhänger, Klienten waren ihnen gefolgt. Zezt aber drängten sich auf allen Straßen die Schaaren der Auswanderer, und bedeckte sich das Meer mit flüchtigen Schiffen. Teutsch land, Frank- reich, England empstngeu die Unglücklichen, ihrer emsigen Arme, ihres befruchtenden Gcwcrbflcißes sich erfreuend; die Niederlande schauten trauernd den Ziehenden nach. 8- 8. Alba. Und jczt erschien Alba, der furchtbare Gewaltsträger des Königs und mit fast unumschränkter Vollmacht für die bürgerlichen Geschäfte, wie für jene des Krieges. Margaretha, welche vergebens den König beschworen, in Person zu erscheinen, Gnade bringend den bereits Unterworfenen, nicht aber zur Verzweiflung aufzuregen durch unnöthigen Kriegsschrecken, legte ihre Gewalt nieder aus Unmuth; und Alba allein war jezt Beherrscher der Niederlande. Dieser Mann des Schreckens — zwar groß als Feldherr und Staats- mann und schon in Karl's V. Kriegen durch die glänzendsten Thaten ausge- zeichnet, aber tyrannischen Gemüthes, finster, tückisch, ohne Erbarmen, dabei abergläubisch und rachgierig, würdiges Werkzeug des Despoten, der ihn sandte — machte, während seiner sechsjährigen Verwaltung, die Provinzen alle zum Schauplazc der unmenschlichsten Gräuel. Kaum war er an der Spizc seines mordlnstigcn Heeres (aus Spanien zur See nach Obcrita- licn, dann über die Alpen durch Savoyen, Hochburgund und Lo- thringen batte er es herangeführt) in Brüssel eingezogen (22. August 1367), als er verrätherisch die Grasen von Egino nt und von Hoorn, mit vielen

6. Bd. 8 - S. 284

1846 - Braunschweig : Westermann
284 Dreizehntes Kap. Der Norden und Osten. 8- 8. Russisch-türkischer Krieg. Die Türken stritten in diesem Kriege tapfer, aber unglücklich, die Rus- sen mit Entfaltung einer furchtbaren Kraft und beharrlichen Kühnheit*). Der Fürst Galliczin und Graf Romanzow bedeckten, Jener mit dem Hanpthccr gegen jenes der Türken, Dieser mit 40,000 Streitern gegen die Tartaren, die Grenzen Rußlands. Dennoch streiften diese noch im Winter weit in Fcindcsgebict, verbrannten viele Städte und Dörfer, und schleppten zahllose Familien in die Knechtschaft. Indessen rückte der Großve- zier Mehcmet Emir Pascha mit den Kriegsschaaren Europa's und Asiens langsam gegen den Dniester. Galliczin griff vergebens Chvczim an; zweimal mußte er wieder zurück über den Fluß. Aber der Divan, wie das Heer, war unzufrieden mit Mehemet's behutsamer Kriegsführung, und cs ward der ungestüme Moldawani Ali an seiner Statt zum Großvezier er- nannt (Aug. 1769). Derselbe wagte den Uebergang über den Fluß. Als aber ein Theil des Heeres übcrgesezt hatte, zerriß der durch Regengüsse an- geschwollene Strom die Brücken, und ließ die von ihren Brüdern abgeschnit- tenen Türken rettungslos dem russischen Angriffe preis. Sie wurden, muth- voll kämpfend, fast alle niedergemacht. Die Schaaren, welche noch diesseits standen, als sie jene fallen sahen, ergriff Zorn und Schrecken. Sic lösten sich aus in wilder Unordnung, mit den Trümmern des Heeres eilte Molda- wani an die Donau zurück. Auch Choczim wurde verlassen; die Russen, erstaunt über ihr eigenes Glück, nahmen davon Besiz, und erbeuteten uner- meßlichen Kricgsvorrath. Auch Bucharest und Jassy, mit ihnen fast die ganze Wallach ei und Moldau, waren der Preis jenes Sieges. Der General Roman zow war es, welcher diese lcztcrcn Früchte erntete. Er hatte an Galliczin's Stelle den Fcldhcrrnftab über das Hanptheer er- halten. Seine Armee befehligte jczt der Graf Panin. Moldawani ward in's Elend geschickt. Sein Nachfolger, Halil Pascha (1770), hatte jt^och kein besseres Glück. Nomanzow, obwohl Hunger und Pest sein Heer verminderten, drang siegreich vor, schlug den Tar- *) Gcschichtc des Krieges zwischcn Ruhland, Oestrcich und dcr Pforte (von C. H. Korn). Ulm 1770—1774. Storia délia guerra présente tra la Russia e la Porta Ottom. (da S Caminer), Venez. 1770—1772. Hist. de la guerre entre la Russie et la Turquie (p. de- Keralio), St. Petersb. 1773.

7. Bd. 8 - S. 226

1846 - Braunschweig : Westermann
226 Eilftes Kap. Der östreichische das sich Selbst überlaffcne Genua zu erobern. Der General Browne drang durch die Bocchetta, nahm die reiche Stadt (6. Sept.) und das ganze Gebier von Genua ein, und wagte selbst einen Einfall in Provence. Oestreich, allzuoft sein eigner Feind, mißbrauchte auch hier sein Glück. Troz und Erpressung empörten das genuesische Volk; es stand auf gegen seine Bedrücker. Der Besiz von Genua war von unermeßlicher Wichtigkeit für Oestreich Von hier aus allein konnte es Lebensmittel und Kriegsbedarf nach der Pro- vence verführen, allwo sein Heer, durch glänzende Erfolge kühn gemacht, bereits die stolze Hoffnung nährte, Toulon undmarseille zu erobern. Schon hatte die Belagerung von Antibes angefangen, die Oestrcicher brandschazten tief in Dauphins; französische Heer war zerrüttet und muthlos. Die Nation sah die Nache nahen wegen des muthwilligen Bruches der Traktate. Der Urheber des Krieges, der Marschall Bellisle, einst von Zertrümmerung Oestreichs träumend, raffte jczt ängstlich alle Strcitkräfte zusammen, den Süden Frankreichs zu retten. Da ließen die Oestreicher aus dem Arsenal zu Genua Feuerschlünde nehmen, um sie nach, der Provence zu verschiffen. Das Volk wurde dabei aufgeboten zum Frohndienste, und ein Hauptmaun — Uebrrwundene mit Knechten verwechselnd — schlug einen genuesischen Bürger, der ihm nicht emsig genug arbeitete (3. Dezember). Dieses war die Losung zum Aufstand. Schwere Braudschazung, Plünderung, Ruin des Handels und Schmach der Knechtschaft empörte längst die Gemüther. Der Anblick der Mißhandlung entzündete die Flamme. Von dem Strande über die ganze Vorstadt, von da über die ganze große Stadt, loderte sie schnell empor, und die bestürzten Oestrcicher beförderten durch ungeschickte Maßregeln ihr Fort- schreiten. Schwellende Volksmassen, hastig mit Steinen, Holz und Eisen be- waffnet, bedrohten die östreichischen Quartiere. Da forderte der Befehlshaber, Marq. von Botta, den Senat auf zur Bewaffnung der genuesischen Sol- daten wider das eigene Volk. Ein willkommener Befehl, da diese Bürgermi- lizen natürlich zum Volke standen! — Gestärkt und kühner schlugen jczt die Genuesen den verspäteten Angriff Botta's zurück, und schritten zur Eroberung der Vorstädte, welche die östreichische Kriegsmacht besezt hielt. Die Sturmglocke rief alle Bürger und Landleute in die Waffen. Botta hielt den Angriff deö von ihm verachteten Volkes nicht aus, und floh mit seinen neun Regimentern eiligst gegen die Bocchetta, tausend Todte und

8. Bd. 9 - S. 37

1846 - Braunschweig : Westermann
Lcr N evolut i o n s g c sch i ch t e. 37 gemacht, bewirkten im Verein mit den Waffen des Anstandes seinen Sturz und die Wiederherstellung des legitimen Königthums in Frankreich (April 1814). Napoleon stieg von den Thronen Frankreichs und Italiens her- unter, und empfing statt des halben Europa, das er beherrscht hatte, die Insel Elba zum Fürftensiz. Die Alliirten, in ihrer Herzensfreude über den Triumph der Le giti - mitât, vergaßen der Unbilden, welche sie von Frankreich erfahren, so wie der Ersazsorderungcn der Nationen und der Sicherstellung für die Zukunft. Sic bewilligten dem gedemüthigten Feind einen Frieden (30. Mai 1814), welcher ihm die volle Gebictsausvchnung, die er vor dem Ausbruch des Re- volutionskrieges (namentlich am 1. Jänner 1792) besessen, zusprach, und ihm weder Ersaz irgend eines begangenen Raubes, noch Genugthuung für die zu- gefügte Mißhandlung, noch eine Gewährleistung für die Zukunft auflegte. Außerhalb Frankreich sollte Alles, soviel möglich, in den Zustand vor der Revolution zurückkehren, die näheren Bestimmungen über die, im Sinne sol- cher Restauration und im Interesse der großen verbündeten Mächte zu ge- schehende, neue Anordnung der Dinge aber auf einem Kongresse zu Wien gegeben werden. Mit Verlangen und Hoffnung blickten die Völker, vor allen das teutsche, auf diesen erlauchten Kongreß. Aber ein feindseliger Stern waltete über sei- nen Berathungen, und neues Kriegsgelärm zerstäubte ihn vor geendetem Ge- schäfte. Napoleon hatte den französischen Boden wieder betreten, fast ohne Begleitung, aber stark durch das Gewicht seines Namens, durch die Anhäng- lichkeit der Nation und durch die verkehrten Maßregeln der Bourbonen. Sein Marsch von Cannes (1. März 1813) nach Paris war eine schnelle Reise und ein Triumphzug; die Bourbonen flohen (19. März), das Kai- serreich, das Symbol der Revolution, war wieder hergestellt. Da gingen die Könige und ihre Machtbotcn in bestürzter Eile auseinan- der und fluteten abermals die Gcwaffnctcn aus Rußland, Oestreich, Preußen und Teutsch land, aus England und Ni ed erla nd herbei, um den Furchtbaren zu erdrücken: und cs ward in den Gcsilden von B e l l c - A l l i a n c e oder W a t c r l o o (18. Juni 1815) durch Welling- t v n und B l ü eh e r die Schlacht gewonnen, welche über die künftige Gestalt der Welt entscheiden sollte. Napoleon sah den Untergang seines Heeres, sah den abermaligen Abfall seiner Großen, dankte ab, floh, ergab sich den

9. Bd. 9 - S. 225

1846 - Braunschweig : Westermann
224 Sechstes Kap. Das Direktorium. Sechs Tage nach dieser wunderschnellen Eroberung steuerte Bonaparte nach Aegypten. Am 1. Julius langte er vor Alexandrien an, bewerk- stelligte sofort die Landung, und eroberte die Stadt sammt den dazu gchö, rigen Festen mit Sturm. Von hier aus, nachdem er durch täuschende Pro- klamationen das Volk zu beruhigen versucht und die Verwaltung eiligst geord- net hatte, betrat er kühn den Weg nach Cairo, die Kriegsflotte aber, da der Hafen von Alexandrien nur für die Transportschiffe taugte, legte sich auf der Rhede von Abukir vor Anker. Unter den Mamluken-Häuptcrn waren die Bey's Ibrahim und Murat die mächtigsten. Der Lczte trat mit seinen wohlberittcnen Schaarcn dem fremden Räuber in den Weg, ward aber geschlagen bei Chebrisse (12. Juli) (unfern Ramanieh). Noch vollständiger war die Niederlage, welche in der Nähe der Pyramiden bei Embabe 23 vereinigte Bey's durch die wohlge- ührten Franken erlitten (21. Juli). In Folge dieses Sieges sezte B ona- parte über den Nil, und zog triumphirend in die Hautpstadt des Landes, in das von 300,000 Menschen bewohnte Cairo ein (22. Juli). Mural floh nach Oberägypten, Ibrahim nach Syrien. §. 14. Schlacht von Abukir. Aber in Mitten der Siegesfeste vernahm Bonaparte die Schreckensbot- schaft von der Zerstörung seiner Kriegsflotte. Der brittische Admiral Ho- razio Nelson, von Jervis — seit seinem herrlichen Siege der Lord von St. Vincent genannt, — zur Beobachtung der touloner Flotte ausge- sandt, eilte ihr bald nach deren Auslaufen nach, suchte sie vergebens in den korsischen, in den neapolitanischen Gewässern und, als er hier die Kunde von Malta's Fall erhalten, auch in jenen von Aegypten. Denn Bona- parte war, um die Britten zu täuschen, auf dem Umwege über Candia nach Alexandrien gesegelt. Den Tag vor Bonapartc's Ankunft daselbst war Nelson von da weiter gegen Caramanicn, hierauf zurück, an Candia vorüber, nach Sicilien gesteuert. Hier zog er bestimmtere Kunde ein, und flog nochmals gegen die ägyptischen Küsten. Am 1. August endlich erblickte er den Hafen von Alexandrien von den französischen Frachtschiffen starrend und die Kriegsflotte weiter östlich in der Bucht von Abukir, nahe am Ufer in gedrängter Schlachtordnung. Nelson, 13 Linienschiffe und 2 Fregatten

10. Bd. 9 - S. 368

1846 - Braunschweig : Westermann
366 Achtes Kap. Von Errichtung des sonst schneller Eroberung der stärksten Festen gewohnt, erstaunten über den heldtittnüchigen Widerstand der nur wenig befestigten Stadt. Bürger und Landvolk nahmen Theil an der glorreichen Vertheidigung. Binnen 6 Wochen stürmten die Franzosen fast täglich, drangen selbst in die Stadt, und ver- gossen ihr Blut vergebens. Die Entschlossenheit, die Wuth der Vertheidiger erinnerte an Numantia, an die glänzendsten Thaten der alten Zeit. Nach dem Rückzüge König J oseph's ward die Belagerung aufgehoben (13. Aug.); Europa nahm freudig Theil am Jubel der Befreiten. Um dieselbe Zeit ging Portugal für die Franzosen verloren. Die Engländer unter Wellesley, im Verein mit insurgirten Portugiesen und mit den spanischen Truppen, welche als Verbündete Frankreichs in's Land gerückt waren, näherten sich Lissabon. Nach mehreren siegreichen Gefechten gegen vereinzelte Hcerhaufen überwand endlich Wellesley den Marschall Junot (Herzog von Abrantes) bei Vimicra (21. August) völlig. Die Kapitulation von Cintra (30. August), vermöge welcher Junot's Heer auf englischen Schiffen nach Frankreich geführt ward, ganz Portugal aber den Engländern blieb, war die Frucht des Sieges. Eine russische Flotte von neun Linienschiffen, die unter Admiral Siniavin im Tajo lag, sah sich jezt gleichfalls zur Uebergabe gezwungen, und wurde nach England geführt, um allda bis nach hergestelltem Frieden in Verwahrung zu bleiben. Von nun an hatten die Britten eine feste Grundlage für ihre Feldzüge auf der Halbinsel. §. 33. Zweite Kricgspcriode. Kongreß von Erfurt. Napoleon, auf die Nachricht solcher Unfälle, sammelte ein neues, weit gewaltigeres Heer, und beschloß, in Person den Aufstand Spaniens zu erdrücken. Von seinem großen Heere zwischen Weichsel und Rhein eilten mächtige Schaaren nach dem Süden. Nebenbei sicherten das Konscriptions- gesez und die Willfährigkeit des Senates dem Kaiser so viele Waffenkncchte, als er verlangte. Zur Erleichterung Frankreichs waren Italien und Teutsch land bereit oder gezwungen, ihre Söhne über die Pyrenäen in den verhängnißvollen Kampf zu senden. Insbesondere geschah Solches von den Fürsten des Rheinbundes, von denjenigen zumal, die, wie die Herrscher von Wcftphalen, Frankfurt, Darmstadt und Baden, in engerer
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