56
Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen.
meist unwilliger Beistand, die Krcuzbullen des Papstes, so wie die Reichsedikte
verschafften; die alle hielten nicht die Streiche, ja kaum den Anblick des be-
geisterten Feindes aus. Von Böhmen, Mähren und Schlesien, woraus
Sigismund bebend wich, ergossen sich jezt die Hussiten, zur fürchterlichen
Widervergeltung, über das teutsche Land. Leichenhügel, Brandstätten
bezeichneten ihren Weg. Vor Ziska gingen die Schrecken Gottes einher.'
Noch als blind schlug er die Feinde, und als er starb (1424), erzitterten
sie noch vor dem Klange seiner Haut, die über eine Trommel gespannt
worden.
Nach ihm wurden die beiden Prokopier — wovon man Einen den
Geschorenen (weil er ein Mönch gewesen) und den Anderen den Kleinen
hieß — durch Sieg berühmt, durch Grausamkeit furchtbar. Der Lezte war
das Haupt der Tab o riten (also nannte sich jezt eine der Parteien, in
welche die Hussiten zerfallen waren). Ein neuer Angriff eines großen teutschen
Heeres wurde zurückgeschlagen, dann mit rächendem Schwerte Sachsen,
Franken, Baiern heimgesucht. Berlin, Magdeburg, Regensburg
erblickten die Fahnen der klnbezwinglichen; mit 3000 Wagen voll Raubes
kehrte Prokopius, der Verwüster von hundert Städten und vierzchnhundert
Dörfern, nach Böhmen zurück.
Auf einem Reichstage in Nürnberg (1431) beschlossen die Fürsten noch
einen allgemeinen Heerzug. Es sammelten sich unter Fried rieh's von
Brandenburg Anführung wohl hunderttausend Streiter. Herzog Al-
brecht von Oestreich, des Königs Eidam, die Herzoge von Baiern,
viele Fürsten und Herren, wohlgerüstet, standen dabei. Man drang bis
Tauß im Pilnizer-Kreis. Da vernahm man die Annäherung des Gc-
waltshaufens der Hussiten. Sofort, von panischem Schrecken ergriffen, rann-
te» die Schaarcn auseinander, alles Gepäck und Heergcräth zurücklassend,
Häupter und Kricgsknechte Jeder der Heimath zueilend. Ueber die Flücht-
linge stürzten die Hussiten mit Siegesgeschrci und erschlugen ihrer cilstausend.
Indessen hatte ein neues Concil zu Basel sich versammelt. Die Väter
zeigten versöhnliche Gesinnung. Auch die Hussiten waren des Krieges
müde. Da wurden Unterhandlungen gepflogen, zuerst in Base! selbst,
wo Prokopius der Geschorene vor den versammelten Prälaten er-
schien und kühne Worte sprach; dann in Böhmen, wohin ihm die Abge-
ordneten des Conciliums folgten. Die einheimische Spaltung der Hussiten
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157
Mongolen.
-er Wolga, dcs Tanais, die euxiirischen Gestade hallten wieder vom
Siegesgeschrei der timur'schen Horden.
Die glorreichste Eroberung aber war das reiche Hindostan. Ueber die
hoben Grcnzgebirge stieg Timur kühn herab in die nordindischen Länder,
folgte dann, sich östlich wendend, der Bahn des großen Alexander, aber
drang weiter, als der makedonische Held, über den Hyphasis in des Ganges
Gebiet, eroberte das starke Delhi (1398) und kehrte schwer von Raub nach
seiner Heimath zurück.
Hier empfing er die Abgeordneten der Völker und ihrer Häupter, welche
da huldigend, Geschenke bringend, um Gnade bittend vor seinem Throne sich
drängten. Unter denselben waren mehrere Fürsten Anatoliens, welche
Bajazeth, der osmanische Sultan, ans ihren Staaten vertrieben hatte.
Sie flehten um Hilft wider den Furchtbaren. Gesandte des griechischen
Kaisers und anderer christlichen Fürsten flehten um seinen Beistand wieder
denselben Feind. Also zog Timur nach Westen mit ungeheurer Macht (s. oben
S. 146 ff.), zertrat zum Vorspiele des großen Krieges die rebellischen Georgier,
dann die Völker Syriens, verbrannte Haleb und das reiche Damaskus,
zu deren Hilft vergebens die Mamluken Aegyptens herbeigekommen, und
errichtete über den Brandtrümmcrn gräßliche Siegesdenkmale, hohe Thürme
von Menschenschädeln. Endlich, nach zweijähriger Unterhandlung mit dem
Sultan, worin der Stolz nicht minder als die gegenseitige Scheu der zwei
Gewaltigen sich offenbarte, führten beide ihre zahllosen Streiter in den vcr-
hängnißvollcn Kampf. Wir haben die Schlacht von Ancyra (28. Juni 1402),
Bajazeth's Niederlage, Gefangenschaft und Tod schon oben (S. 146) erzählt.
Europa und Afrika zitterten bei solcher Botschaft. Aber die türki-
schen und mamlukischen Sultane, so wie der griechische Kaiser, be-
schworen durch Bitten und Tribut das drohende Gewitter, und Timur wandte
langsam seine Schritte nach Samarkand (1404), allwo er seine Siege durch
prachtvolle Triumphe feierte. Doch nur wenige Monden ruhte der gleich un-
ersättliche als unermüdliche Eroberer. Gegen Sina hatte er schon, von
Syrien aus, den verlangenden Blick gerichtet. Dort war ihm von einheimi-
schen Zerrüttungen jenes Reiches die Kunde geworden, und er hatte darauf die
Hoffnung zur Wiederherstellung der allda seit 1368 gestürzten mongolischen
Herrschaft gebaut. Unermeßliche Zurüstungen wurden gemacht, ungeheure
Streitkräfte gesammelt, und noch im Winter eilte Timur über das Eis der
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Ancyra Timur Sina
Extrahierte Ortsnamen: Wolga Anatoliens Syriens Damaskus Europa Afrika Samarkand Syrien
188
Fünftes Kap. Die Zeiten Philipp's Ii. u. Iii.
land, freute sich des Ausstandes der Niederlande, und begünstigte dessen
Fortgang durch geheime, bald auch durch öffentliche Nnterstüzung. Die ganze
Richtung ihres politischen Systems war gegen Spanien. Gegenseitige Feind-
seligkeiten vermehrten die Erbitterung. Die Engländer sielen dem spanischen
Handel und den spanischen Besizungen in Amerika durch kühne Unterneh-
mungen schwer. Ja, sie sprachen selbst dem Mutterlande Hohn, und ver-
brannten im Hafen von Cadix eine ganze Flotte. Dagegen hatte die un-
glückliche Königin Maria von Schottland Philipp ihren Anspruch auf
England abgetreten, und der Papst ihn zum Vollstrecker des Bannes ernannt.
Philipp erhob sich mit seiner ganzen Macht. Ein großer Schlag, so hoffte
er, sollte England und Holland zugleich zu seinen Füßen werfen. Eine
Flotte, wie früher noch niemals das Meer getragen, wurde ausgerüstet —
die „unüberwindliche Armada" nannte sie der vermessene Stolz —; sie
bestand aus 160 Schiffen (worunter 100 Gallionen von der ersten Größe),
bcsezt mit 2630 metallenen Kanonen, und trug über 30,000 Streiter. An-
dere 30,000 sollte der Herzog von Parma von den Niederlanden aus in
flachen Böten nach England übersczen, ein Feldzug sollte die Eroberung
vollenden. Aber die große Flotte (wie in unsern Tagen das große Heer)
wurde zernichtet durch den Willen des Herrn. Stürme mißhandelten sie für
und für', und in den Tagen der Schlacht siegte die Begeisterung der engli-
schen und holländischen Helden über den spanischen Stolz. Mehr als die
Hälfte der großen, unbchilflichen spanischen Schiffe wurde genommen oder
zerstört durch die zwar kleineren, aber desto lenksameren Schiffe ihrer Geg-
ner; und nach einer kläglichen Flucht um die schottischen und irländischen
Küsten gelangten die traurigen Trümmer einer Armada, zu deren Ausrüstung
drei Jahre lang die Kräfte des Reiches waren angestrengt worden, an die
heimathlichen Küsten zurück (1389). Philipp, als ihm der Großadmiral,
der Herzog von Medina Sidonia, gebeugt den schweren Unfall verkündete,
gab diesmal einen Blick von Seelengröße. „Ich habe euch ausgesandt", also
sprach er mit ruhiger Hoheit, „gegen meine Feinde, nicht aber gegen Wind
und Wellen zu kämpfen — der Name des Herrn sey gelobt!"
Die Besieger der Armada, Effingham, Drake, Hawkin und For-
bisher, benüzten die errungene Ucberlegcnheit zu weiteren Demüthigungen
des Feindes. Die Holländer theilten mit ihnen Gefahr und Ruhm. Aber-
mals ward Cadix angegriffen und mit Sturm erobert. Die Spanier Selbst
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Extrahierte Personennamen: Cadix Maria_von_Schottland_Philipp Maria Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Hawkin
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Spanien Amerika England England Holland Parma England Medina_Sidonia Effingham Drake
Viertes Kap. Die Zeiten Karl's V.
449
kam das Ungewitter, zertrümmerte die Flotte, und gab das zagende Heer den
Streichen eines erbitterten Feindes preis. Mit Hinterlassung vielen Gutes
und Kriegsgeräthcs zogen die gelichteten Schlachtreihen von den Thoren Al-
giers, das ihren Unfall gesehen, vier Tagrciscn weit, unter tausendfältiger
Mühe und Noth, bis zum Kap Mctafuz, allwo die dem Sturme entronnenen
Schiffe ihrer harrten, und die Wiedcrcinschiffung der elenden Heeresreste
stattfand.
Iezt endlich, glaubte Franz, sey der Augenblick gekommen zur Nieder-
werfung seines Feindes. Einen Vorwand gab die Ermordung zweier franzö-
sischer Gesandten an die Pforte, verübt bei ihrer Durchreise durch's Mailän-
dische, auf Befehl des kaiserlichen Statthalters. Mit größtem Eifer betrieb
Franz seine Rüstungen, schloß mit Dänemark und Schweden, schloß mit
dem Sultan Soli man Bündniß, und trat mit fünf Heeren an fünf ver-
schiedenen Grenzen, gegen Spanien, Luxemburg, Brabant, Flan-
dern und Mailand, wider Karl in's Feld (1842). Er erröthete nicht,
die türkische Hilfsflotte in den Hafen von Marseille aufzunehmen und die
französische Flagge neben jener des Seeräubers Barbarossa in der Schlacht-
reihe gegen die kaiserlichen und päpstlichen Flotten wehen zu lassen.
Doch alles Dieses half wenig. Andreas Doria blieb Meister zur
See, und die fünf Armeen des Königs, troz des anfänglichen Erfolges und
troz zumal des glänzenden Sieges bei Ccrisolcs, scheiterten an der Stand-
haftigkeit, Klugheit und dem Glücke Karls und seiner Feldherren. Dagegen
erneuerte jezt der Kaiser den alten Bund mit dem englischen Heinrich,
der eben damals Franz grollte, und brach, nach klug entworfenem Plane,
das Herz Frankreichs und die Hauptstadt bedrohend, in die Champagne,
während Heinrich durch die Picardie vordrang, um in Paris sich mit
Karl zu vereinigen. Zn allem Dem gesellten sich noch schlimme Weiberränke,
womit des Königs und des Dauphins Maitrcssen (die Herzogin von Estampes
und die schöne Diana von Poitiers) den Hof und das Reich verwirrten. Aus
so großer Gefahr wurde Franz nicht durch seine Heere errettet, sondern durch
die Uneinigkeit seiner Feinde, von welchen jeder nur die eigenen, nicht die
gemeinschaftlichen Interessen verfolgte, dann durch die raschen Fortschritte
So lim an's in Ungarn und endlich durch die zur Vertheidigung des eige-
nen Heerdes sich freudig erhebende Nationalkraft der Franzosen. Kein
Fußbreit Landes ward gewonnen ohne schweren Kampf; eine kleine Stadt,
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Franz Franz Karl_in's Karl Barbarossa Barbarossa Andreas_Doria Karls Heinrich Heinrich Franz Franz Heinrich Heinrich Karl Karl Diana_von_Poitiers Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Spanien Luxemburg Brabant Mailand Marseille Karls Frankreichs Paris Dauphins_Maitrcssen Ungarn
Fünftes Kap. Die Zeiten Philipp's Ii. u. Iii. 171
Rache genommen. Aus den Balken der kurz zuvor erbauten protestantischen
Kirchen, die man jczt wieder zerstörte, wurden Galgen für ihre unglücklichen
Diener errichtet. Allenthalben waren die Henker voll Arbeit. In jeder
Stadt mochte man die Opfer nach Hunderten zählen. Und zu allem Dem
kam noch die Schreckensbotschaft, daß Herzog Alba heranziehe mit einer
spanischen Hceresmacht, um die Rebellen zu züchtigen.
Auf diese Nachricht verließen Hunderttausende das Land; die Meisten
nackt; vom Schrecken plözlich fortgetrieben, Wenige mit spärlichen Trümmern
ihrer Habe. Schon früher hatten Oranten, Brcderode, Hogstraten,
Kuilcnburg und andere der meist bedrohten Häupter sich nach Teutschland
geflüchtet und viele Freunde, Anhänger, Klienten waren ihnen gefolgt. Zezt
aber drängten sich auf allen Straßen die Schaaren der Auswanderer, und
bedeckte sich das Meer mit flüchtigen Schiffen. Teutsch land, Frank-
reich, England empstngeu die Unglücklichen, ihrer emsigen Arme, ihres
befruchtenden Gcwcrbflcißes sich erfreuend; die Niederlande schauten trauernd
den Ziehenden nach.
8- 8. Alba.
Und jczt erschien Alba, der furchtbare Gewaltsträger des Königs und
mit fast unumschränkter Vollmacht für die bürgerlichen Geschäfte, wie für
jene des Krieges. Margaretha, welche vergebens den König beschworen,
in Person zu erscheinen, Gnade bringend den bereits Unterworfenen, nicht
aber zur Verzweiflung aufzuregen durch unnöthigen Kriegsschrecken, legte ihre
Gewalt nieder aus Unmuth; und Alba allein war jezt Beherrscher der
Niederlande.
Dieser Mann des Schreckens — zwar groß als Feldherr und Staats-
mann und schon in Karl's V. Kriegen durch die glänzendsten Thaten ausge-
zeichnet, aber tyrannischen Gemüthes, finster, tückisch, ohne Erbarmen, dabei
abergläubisch und rachgierig, würdiges Werkzeug des Despoten, der ihn
sandte — machte, während seiner sechsjährigen Verwaltung, die Provinzen
alle zum Schauplazc der unmenschlichsten Gräuel. Kaum war er an der
Spizc seines mordlnstigcn Heeres (aus Spanien zur See nach Obcrita-
licn, dann über die Alpen durch Savoyen, Hochburgund und Lo-
thringen batte er es herangeführt) in Brüssel eingezogen (22. August 1367),
als er verrätherisch die Grasen von Egino nt und von Hoorn, mit vielen
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Extrahierte Personennamen: Margaretha August
Extrahierte Ortsnamen: Kuilcnburg Teutschland England Niederlande Karl's Spanien Obcrita-
284
Dreizehntes Kap. Der Norden und Osten.
8- 8. Russisch-türkischer Krieg.
Die Türken stritten in diesem Kriege tapfer, aber unglücklich, die Rus-
sen mit Entfaltung einer furchtbaren Kraft und beharrlichen Kühnheit*).
Der Fürst Galliczin und Graf Romanzow bedeckten, Jener mit
dem Hanpthccr gegen jenes der Türken, Dieser mit 40,000 Streitern gegen
die Tartaren, die Grenzen Rußlands. Dennoch streiften diese noch im
Winter weit in Fcindcsgebict, verbrannten viele Städte und Dörfer, und
schleppten zahllose Familien in die Knechtschaft. Indessen rückte der Großve-
zier Mehcmet Emir Pascha mit den Kriegsschaaren Europa's und Asiens
langsam gegen den Dniester. Galliczin griff vergebens Chvczim an;
zweimal mußte er wieder zurück über den Fluß. Aber der Divan, wie das
Heer, war unzufrieden mit Mehemet's behutsamer Kriegsführung, und cs
ward der ungestüme Moldawani Ali an seiner Statt zum Großvezier er-
nannt (Aug. 1769). Derselbe wagte den Uebergang über den Fluß. Als
aber ein Theil des Heeres übcrgesezt hatte, zerriß der durch Regengüsse an-
geschwollene Strom die Brücken, und ließ die von ihren Brüdern abgeschnit-
tenen Türken rettungslos dem russischen Angriffe preis. Sie wurden, muth-
voll kämpfend, fast alle niedergemacht. Die Schaaren, welche noch diesseits
standen, als sie jene fallen sahen, ergriff Zorn und Schrecken. Sic lösten
sich aus in wilder Unordnung, mit den Trümmern des Heeres eilte Molda-
wani an die Donau zurück. Auch Choczim wurde verlassen; die Russen,
erstaunt über ihr eigenes Glück, nahmen davon Besiz, und erbeuteten uner-
meßlichen Kricgsvorrath. Auch Bucharest und Jassy, mit ihnen fast die
ganze Wallach ei und Moldau, waren der Preis jenes Sieges.
Der General Roman zow war es, welcher diese lcztcrcn Früchte erntete.
Er hatte an Galliczin's Stelle den Fcldhcrrnftab über das Hanptheer er-
halten. Seine Armee befehligte jczt der Graf Panin.
Moldawani ward in's Elend geschickt. Sein Nachfolger, Halil
Pascha (1770), hatte jt^och kein besseres Glück. Nomanzow, obwohl
Hunger und Pest sein Heer verminderten, drang siegreich vor, schlug den Tar-
*) Gcschichtc des Krieges zwischcn Ruhland, Oestrcich und dcr Pforte (von C. H. Korn).
Ulm 1770—1774. Storia délia guerra présente tra la Russia e la Porta Ottom. (da S
Caminer), Venez. 1770—1772. Hist. de la guerre entre la Russie et la Turquie (p. de-
Keralio), St. Petersb. 1773.
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Extrahierte Personennamen: Graf_Romanzow Moldawani Halil
Pascha Nomanzow Ruhland C._H.
226
Eilftes Kap. Der östreichische
das sich Selbst überlaffcne Genua zu erobern. Der General Browne
drang durch die Bocchetta, nahm die reiche Stadt (6. Sept.) und das
ganze Gebier von Genua ein, und wagte selbst einen Einfall in Provence.
Oestreich, allzuoft sein eigner Feind, mißbrauchte auch hier sein Glück.
Troz und Erpressung empörten das genuesische Volk; es stand auf gegen
seine Bedrücker.
Der Besiz von Genua war von unermeßlicher Wichtigkeit für Oestreich
Von hier aus allein konnte es Lebensmittel und Kriegsbedarf nach der Pro-
vence verführen, allwo sein Heer, durch glänzende Erfolge kühn gemacht,
bereits die stolze Hoffnung nährte, Toulon undmarseille zu erobern. Schon
hatte die Belagerung von Antibes angefangen, die Oestrcicher brandschazten
tief in Dauphins; französische Heer war zerrüttet und muthlos. Die
Nation sah die Nache nahen wegen des muthwilligen Bruches der Traktate.
Der Urheber des Krieges, der Marschall Bellisle, einst von Zertrümmerung
Oestreichs träumend, raffte jczt ängstlich alle Strcitkräfte zusammen, den
Süden Frankreichs zu retten. Da ließen die Oestreicher aus dem Arsenal
zu Genua Feuerschlünde nehmen, um sie nach, der Provence zu verschiffen.
Das Volk wurde dabei aufgeboten zum Frohndienste, und ein Hauptmaun —
Uebrrwundene mit Knechten verwechselnd — schlug einen genuesischen Bürger,
der ihm nicht emsig genug arbeitete (3. Dezember). Dieses war die Losung
zum Aufstand. Schwere Braudschazung, Plünderung, Ruin des Handels
und Schmach der Knechtschaft empörte längst die Gemüther. Der Anblick
der Mißhandlung entzündete die Flamme. Von dem Strande über die ganze
Vorstadt, von da über die ganze große Stadt, loderte sie schnell empor, und
die bestürzten Oestrcicher beförderten durch ungeschickte Maßregeln ihr Fort-
schreiten. Schwellende Volksmassen, hastig mit Steinen, Holz und Eisen be-
waffnet, bedrohten die östreichischen Quartiere. Da forderte der Befehlshaber,
Marq. von Botta, den Senat auf zur Bewaffnung der genuesischen Sol-
daten wider das eigene Volk. Ein willkommener Befehl, da diese Bürgermi-
lizen natürlich zum Volke standen! — Gestärkt und kühner schlugen jczt
die Genuesen den verspäteten Angriff Botta's zurück, und schritten zur
Eroberung der Vorstädte, welche die östreichische Kriegsmacht besezt hielt.
Die Sturmglocke rief alle Bürger und Landleute in die Waffen. Botta
hielt den Angriff deö von ihm verachteten Volkes nicht aus, und floh mit
seinen neun Regimentern eiligst gegen die Bocchetta, tausend Todte und
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Lcr N evolut i o n s g c sch i ch t e.
37
gemacht, bewirkten im Verein mit den Waffen des Anstandes seinen Sturz
und die Wiederherstellung des legitimen Königthums in Frankreich (April
1814). Napoleon stieg von den Thronen Frankreichs und Italiens her-
unter, und empfing statt des halben Europa, das er beherrscht hatte, die
Insel Elba zum Fürftensiz.
Die Alliirten, in ihrer Herzensfreude über den Triumph der Le giti -
mitât, vergaßen der Unbilden, welche sie von Frankreich erfahren, so wie
der Ersazsorderungcn der Nationen und der Sicherstellung für die Zukunft.
Sic bewilligten dem gedemüthigten Feind einen Frieden (30. Mai 1814),
welcher ihm die volle Gebictsausvchnung, die er vor dem Ausbruch des Re-
volutionskrieges (namentlich am 1. Jänner 1792) besessen, zusprach, und ihm
weder Ersaz irgend eines begangenen Raubes, noch Genugthuung für die zu-
gefügte Mißhandlung, noch eine Gewährleistung für die Zukunft auflegte.
Außerhalb Frankreich sollte Alles, soviel möglich, in den Zustand vor der
Revolution zurückkehren, die näheren Bestimmungen über die, im Sinne sol-
cher Restauration und im Interesse der großen verbündeten Mächte zu ge-
schehende, neue Anordnung der Dinge aber auf einem Kongresse zu Wien
gegeben werden.
Mit Verlangen und Hoffnung blickten die Völker, vor allen das teutsche,
auf diesen erlauchten Kongreß. Aber ein feindseliger Stern waltete über sei-
nen Berathungen, und neues Kriegsgelärm zerstäubte ihn vor geendetem Ge-
schäfte. Napoleon hatte den französischen Boden wieder betreten, fast ohne
Begleitung, aber stark durch das Gewicht seines Namens, durch die Anhäng-
lichkeit der Nation und durch die verkehrten Maßregeln der Bourbonen.
Sein Marsch von Cannes (1. März 1813) nach Paris war eine schnelle
Reise und ein Triumphzug; die Bourbonen flohen (19. März), das Kai-
serreich, das Symbol der Revolution, war wieder hergestellt.
Da gingen die Könige und ihre Machtbotcn in bestürzter Eile auseinan-
der und fluteten abermals die Gcwaffnctcn aus Rußland, Oestreich,
Preußen und Teutsch land, aus England und Ni ed erla nd
herbei, um den Furchtbaren zu erdrücken: und cs ward in den Gcsilden von
B e l l c - A l l i a n c e oder W a t c r l o o (18. Juni 1815) durch Welling-
t v n und B l ü eh e r die Schlacht gewonnen, welche über die künftige Gestalt
der Welt entscheiden sollte. Napoleon sah den Untergang seines Heeres,
sah den abermaligen Abfall seiner Großen, dankte ab, floh, ergab sich den
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Jänner Napoleon März Oestreich Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreichs Italiens Europa Elba Frankreich Frankreich Cannes Paris England Welling-
224
Sechstes Kap. Das Direktorium.
Sechs Tage nach dieser wunderschnellen Eroberung steuerte Bonaparte
nach Aegypten. Am 1. Julius langte er vor Alexandrien an, bewerk-
stelligte sofort die Landung, und eroberte die Stadt sammt den dazu gchö,
rigen Festen mit Sturm. Von hier aus, nachdem er durch täuschende Pro-
klamationen das Volk zu beruhigen versucht und die Verwaltung eiligst geord-
net hatte, betrat er kühn den Weg nach Cairo, die Kriegsflotte aber, da
der Hafen von Alexandrien nur für die Transportschiffe taugte, legte sich auf
der Rhede von Abukir vor Anker.
Unter den Mamluken-Häuptcrn waren die Bey's Ibrahim und Murat
die mächtigsten. Der Lczte trat mit seinen wohlberittcnen Schaarcn dem
fremden Räuber in den Weg, ward aber geschlagen bei Chebrisse (12. Juli)
(unfern Ramanieh). Noch vollständiger war die Niederlage, welche in der
Nähe der Pyramiden bei Embabe 23 vereinigte Bey's durch die wohlge-
ührten Franken erlitten (21. Juli). In Folge dieses Sieges sezte B ona-
parte über den Nil, und zog triumphirend in die Hautpstadt des Landes,
in das von 300,000 Menschen bewohnte Cairo ein (22. Juli). Mural
floh nach Oberägypten, Ibrahim nach Syrien.
§. 14. Schlacht von Abukir.
Aber in Mitten der Siegesfeste vernahm Bonaparte die Schreckensbot-
schaft von der Zerstörung seiner Kriegsflotte. Der brittische Admiral Ho-
razio Nelson, von Jervis — seit seinem herrlichen Siege der Lord von
St. Vincent genannt, — zur Beobachtung der touloner Flotte ausge-
sandt, eilte ihr bald nach deren Auslaufen nach, suchte sie vergebens in den
korsischen, in den neapolitanischen Gewässern und, als er hier die Kunde
von Malta's Fall erhalten, auch in jenen von Aegypten. Denn Bona-
parte war, um die Britten zu täuschen, auf dem Umwege über Candia
nach Alexandrien gesegelt. Den Tag vor Bonapartc's Ankunft daselbst
war Nelson von da weiter gegen Caramanicn, hierauf zurück, an Candia
vorüber, nach Sicilien gesteuert. Hier zog er bestimmtere Kunde ein, und
flog nochmals gegen die ägyptischen Küsten. Am 1. August endlich erblickte
er den Hafen von Alexandrien von den französischen Frachtschiffen starrend
und die Kriegsflotte weiter östlich in der Bucht von Abukir, nahe am Ufer
in gedrängter Schlachtordnung. Nelson, 13 Linienschiffe und 2 Fregatten
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Extrahierte Personennamen: Julius Ibrahim Ibrahim Nelson Jervis Nelson Candia August Nelson
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Achtes Kap. Von Errichtung des
sonst schneller Eroberung der stärksten Festen gewohnt, erstaunten über den
heldtittnüchigen Widerstand der nur wenig befestigten Stadt. Bürger und
Landvolk nahmen Theil an der glorreichen Vertheidigung. Binnen 6 Wochen
stürmten die Franzosen fast täglich, drangen selbst in die Stadt, und ver-
gossen ihr Blut vergebens. Die Entschlossenheit, die Wuth der Vertheidiger
erinnerte an Numantia, an die glänzendsten Thaten der alten Zeit. Nach
dem Rückzüge König J oseph's ward die Belagerung aufgehoben (13. Aug.);
Europa nahm freudig Theil am Jubel der Befreiten.
Um dieselbe Zeit ging Portugal für die Franzosen verloren. Die
Engländer unter Wellesley, im Verein mit insurgirten Portugiesen
und mit den spanischen Truppen, welche als Verbündete Frankreichs in's
Land gerückt waren, näherten sich Lissabon. Nach mehreren siegreichen
Gefechten gegen vereinzelte Hcerhaufen überwand endlich Wellesley den
Marschall Junot (Herzog von Abrantes) bei Vimicra (21. August)
völlig. Die Kapitulation von Cintra (30. August), vermöge welcher
Junot's Heer auf englischen Schiffen nach Frankreich geführt ward, ganz
Portugal aber den Engländern blieb, war die Frucht des Sieges. Eine
russische Flotte von neun Linienschiffen, die unter Admiral Siniavin im
Tajo lag, sah sich jezt gleichfalls zur Uebergabe gezwungen, und wurde nach
England geführt, um allda bis nach hergestelltem Frieden in Verwahrung
zu bleiben. Von nun an hatten die Britten eine feste Grundlage für ihre
Feldzüge auf der Halbinsel.
§. 33. Zweite Kricgspcriode. Kongreß von Erfurt.
Napoleon, auf die Nachricht solcher Unfälle, sammelte ein neues, weit
gewaltigeres Heer, und beschloß, in Person den Aufstand Spaniens zu
erdrücken. Von seinem großen Heere zwischen Weichsel und Rhein eilten
mächtige Schaaren nach dem Süden. Nebenbei sicherten das Konscriptions-
gesez und die Willfährigkeit des Senates dem Kaiser so viele Waffenkncchte,
als er verlangte. Zur Erleichterung Frankreichs waren Italien und
Teutsch land bereit oder gezwungen, ihre Söhne über die Pyrenäen in den
verhängnißvollen Kampf zu senden. Insbesondere geschah Solches von den
Fürsten des Rheinbundes, von denjenigen zumal, die, wie die Herrscher
von Wcftphalen, Frankfurt, Darmstadt und Baden, in engerer
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Extrahierte Personennamen: August Cintra August Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreichs Lissabon Frankreich Portugal England Erfurt Spaniens Rhein Frankreichs Italien Frankfurt Darmstadt Baden